In Cüneyt Karakislis Feinkostgeschäft „Taste of Anatolia“ wird täglich frisch gekocht. Vor allem mit den Waren, die in den Regal stehen – und die der Inhaber aus der Erdbebenregion Hatay importiert
An den Wänden und Regalen hängt, teils unter schützender Plastikfolie, getrocknetes Gemüse. Zucchini und Aubergine, Paprika und Okraschoten sehen anders aus, als wir sie aus dem Supermarkt kennen. Doch dieses verschrumpelte Gemüse soll himmlisch schmecken, verspricht Cüneyt Karakisli – und kann dies auch unter Beweis stellen. In einer riesigen Pfanne garen dicht an dicht getrocknete Zucchini, die er mit gewürztem Reis gefüllt hat. Probieren Sie gerne“, sagt der Inhaber von „Taste of Anatolia“. Auf dem Teller, den er serviert, fin- det sich neben den Zucchini auch mit gerösteten Kürbiskernen garnierter Reis sowie etwas Joghurt mit Nanaminze. Über das fertige Essen tröpfelt der Unternehmer etwas Granatapfelmelasse. Das Ge- richt sicht zwar schlicht aus, aber der Geschmack ist wirklich himmlisch. Karakisli hat nicht zu viel versprochen.
Seit Dezember vergangenen Jahres ist das türki- sche Feinkostgeschäft mit angeschlossenem Deli in Prenzlauer Berg beheimatet. In wenigen Monaten hat es sich bereits vom Geheimtipp zur beliebten Lunchadresse entwickelt. Das liegt an der simplen und zugleich großartigen Kochkunst, die Karakisli und seine elf Mitarbeiter täglich präsentieren. Aber auch an der Gastfreundschaft, die das Geschäft aus- zeichnet. Und natürlich durch die besonderen Zu- taten, um die es dem Inhaber vor allem geht. „Wir kochen hier, um den Menschen zu zeigen, was man mit den Taste-of-Anatolia-Produkten in kürzester Zeit Abwechslungsreiches und Leckeres zubereiten kann“, so der Inhaber.
Karakisli wuchs zwischen zwei Welten auf. Er wurde in Krefeld geboren, im Kindsalter zogen die Eltern mit ihm in die Türkei. Als junger Mann kehrte er nach Deutschland zurück. Hier entwi- ckelte sich in seinem Kopf die Idee eines anatoli- schen Feinkostgeschäfts. Er wollte es dabei anders machen als viele Landsleute, die Produkte impor- tieren, sie aber nicht präsentieren, die auf Masse setzen, statt auf Qualität. Mehrmals sagt Karakisli, er sei kein Fan von Billigware. Er hat Prinzipien. Seine Produkte sollten möglichst naturbelassen sein und dürften keinerlei Zusatzstoffe enthalten. ,,Ich verkaufe nichts, von dem ich nicht überzeugt bin“, sagt er heute.
Zur Erntezeit fährt der Unternehmer in die Türkei, um dort regionale Produkte zu ordern
Die Waren bezieht Karakisli aus den Provinzen Hatay und Gaziantep. Dort arbeitet er mit lokalen. Bauern, Frauenkooperativen und Manufakturen zusammen. In den ersten Jahren, in denen er sich